Case Study: Sichere Prozesse zwischen Wareneingang und Lager
bei der Antalis AG

In ihrem Lager im schweizerischen Lupfig hat die Antalis AG ihre mobilen Transportroboter, Baujahr 1982, durch moderne SAFELOG AGVs vom Typ L1 ersetzt. Die Umstellung auf das neue Fahrerlose Transportsystem erfolgte im laufenden Betrieb.

Die Antalis Schweiz ist der führende Distributor für Papier, Verpackungslösungen, visuelle Kommunikationsmittel sowie Hygieneartikel und Anbieter individueller Logistikdienstleistungen. An den Standorten Lupfig und Meyrin arbeiten rund 260 Menschen, die sich um circa 14.600 Kunden kümmern. Jeden Tag erreichen Antalis Schweiz 1.600 Bestellungen. Dafür werden im Lager 250t Material umgesetzt.

„Wir waren bei der Einführung des Fahrerlosen Transportsystems unserer Zeit um zwanzig Jahre voraus“, schätzt Claudio Brunner, Leiter Supply Chain Management bei der Antalis Schweiz in Lupfig unweit von Zürich. „Anfang der achtziger Jahre wussten die wenigsten, was ein mobiler Transportroboter überhaupt ist“. 1982 kaufte das Unternehmen 13 Fahrzeuge der INDUMONT AG, die für den Transport von 1.200 Paletten pro Tag zwischen Wareneingang und Hochregallager (HRL) ausgelegt waren.

In jener Zeit war die Papierindustrie ein starker Wachstumsmarkt. Antalis hat früh erkannt, dass in die Automatisierung im Lager investiert werden muss. Die Schweizer hatten bereits zu jener Zeit große Lagerflächen mit weiten Transportwegen, die nicht länger allein mit Staplern und Handhubwagen bewirtschaftet werden konnten. Für Matthias Braun, Projektleiter Supply Chain Management bei Antalis Schweiz, war das ambitionierte Projekt eine technische Meisterleistung.

Der Hersteller der alten AGVs ging bereits 1994 pleite

Die Nachfrage nach den supermodernen Transportfahrzeugen war in den Achtzigern gelinde gesagt gering, so dass der Hersteller 1994 Insolvenz anmelden musste. Fortan kümmerte sich Antalis selbst um Wartung und Reparatur der AGV-Flotte. Das ging so weit, dass einige Fahrzeuge ausgemustert und als Ersatzteillager umfunktioniert wurden. Schließlich drehten von den einst 13 Robotern nur noch sechs ihre Runden im Lager. Im Frühjahr 2021 schaute sich Antalis daher nach einem Hersteller um, der sich zutraute, die ausgedienten Fahrzeuge im laufenden Betrieb durch moderne Transportroboter zu ersetzen und in das bestehende System aus Hard- und Software zu integrieren.

Im Zuge der Ausschreibung konnte SAFELOG vor allem durch die Schwarmintelligenz der mobilen Roboter punkten. Jedes AGV ist mit einer sogenannten Agenten-Software ausgestattet, mit der die Fahrzeuge untereinander kommunizieren können. Positionen werden ausgetauscht, Aufträge lassen sich automatisch verteilen und effektiv abarbeiten. Das System funktioniert ohne einen teuren Leitstand.

Die Flexibilität war ein weiterer Punkt, warum sich die Schweizer für SAFELOG entschieden haben. Als Claudio Brunner und Matthias Braun nach Markt Schwaben fuhren, um das Projekt im Detail vorzustellen, überdachte SAFELOG danach alles noch einmal und erstellte ein neues Angebot, das besser zu den Prozessanforderungen bei Antalis passte. „Ich hatte nie das Gefühl, dass SAFELOG unsere Prozesse bestimmen will, die Techniker sind immer auf unsere Bedürfnisse und die Situation vor Ort eingegangen“, erläutert Brunner.

In die Jahre gekommenes Softwaresystem

Lösungsorientierung und Know-how waren auch bei der Anbindung der neuen Technik an das Bestandssystem von Antalis gefragt. Das Lagerverwaltungssystem (LVS) mit einem untergeordneten Materialflussrechner hatte mehr als zwanzig Jahre an Laufzeit und stetiger Optimierung auf dem Buckel. Für eine Software ist das eine kleine Ewigkeit. „Man hat den Programmen das Alter angesehen, vor allem an den Schnittstellen“, meint Dr. Axel Buß, Softwareentwickler bei SAFELOG. „Wir mussten uns da richtig reinarbeiten, die Software war der größte Zeitfaktor in dem Projekt.“

Das gemeinsame Projektteam von Antalis und SAFELOG war erfolgreich. Server- und Datenbank-Programme bei Antalis sind neu. Die alte Oberfläche des LVS wurde abgelöst, da sie mit dem aktuellen System nicht mehr kompatibel war und der Materialflussrechner wird künftig im LVS integriert sein. Auch das Brandmeldesignal ließ sich ohne Probleme einbinden. Matthias Braun ist mit dem Resultat zufrieden: „Der softwaretechnische Betrieb ist bis 2030 gewährleistet.“

Das neue System musste bei Antalis während des laufenden Betriebs implementiert werden, denn die Sicherstellung des Tagesgeschäfts hatte bei den Schweizern stets oberste Priorität. Ein Testlauf am Tag kam aufgrund des laufenden Bestands-FTS nicht in Frage. „Wir definierten ein Zeitfenster von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens, in dem alle Testszenarien gefahren und Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden konnten“, erzählt Matthias Braun. So hatten beispielsweise die Förderanlagen von Antalis nicht alle die gleiche Übergabehöhe. Das hatte zur Folge, dass die AGVs an manchen Übergabestationen die Last nicht hoch genug anhoben. „Da mussten wir unsere Fahrzeuge noch ein wenig anpassen“, so Dr. Axel Buß. Und manchmal stieß die Kontournavigation der AGVs an ihre Grenzen. Dies war besonders in den Bereichen der Fall, die bei vollem Hauptlager als Zwischenspeicher genutzt werden. Dadurch wichen die Kontouren zu sehr vom Normalzustand ab. Das Problem konnte gelöst werden, indem diese Bereiche durch einen zusätzlichen Navigationslayer abgesichert wurden. So ließ sich die stark veränderliche Umgebung ausgleichen.

Mit reduzierter Geschwindigkeit sicher durch die Kurven

Am 10. August 2023 war der große Moment. Die alten Transportroboter wurden durch zwölf Geräte der Serie SAFELOG AGV L1 ersetzt, die sich mit einer maximalen Geschwindigkeit von 1 m/s durch das Lager von Antalis bewegen. Pro Tag werden bis zu 700 Paletten mit einer Maximallast von circa 1000 kg vom Wareneingang zu verschiedenen Lagerbereichen transportiert, zu denen ein Hochregallager, ein Autostore-Lager sowie drei manuelle Lager gehören. Die Routenlängen liegen zwischen 40 und 220 Meter. In den Kurven wird die Geschwindigkeit aus Sicherheitsgründen reduziert.

Es gibt bereits Ideen für Folgeprojekte

Claudio Brunner ist mit dem Verlauf des Projekts in jeder Hinsicht zufrieden. Eine Leistungssteigerung durch das neue System war nie geplant und auch nicht möglich. Wegen der neuen Sicherheitsregulierungen können nicht die gleichen Prozesszykluszeiten erreicht werden wie mit den 40 Jahre alten Geräten. Aber das gesteckte Ziel, ein sicherer Betrieb der Bestandsanlage zusammen mit den neuen AGVs, wurde perfekt umgesetzt. Außerdem ist die Anlage erweiterbar. Brunner hat schon erste Ideen. „Wir wollen weitere manuelle Transporte in die Abläufe integrieren, bei denen die Mitarbeiter selbst Paletten aufgeben können, unabhängig von den Transporten, die vom LVS generiert wurden“, so der Antalis-Manager. Folgeprojekte sind also bereits in der Pipeline.

Mehr Informationen zum Nachfolger des AGV L1, dem AGV L2, finden Sie hier.