Umbau und Modernisierung einer Montagehalle zur Produktion der Baureihen E- und GLC-Klasse am Mercedes-Benz Standort Sindelfingen.
In der SC (SupplyChain) als wesentlichem Bestandteil dieser Produktion standen die Vernetzung und vollständige Transparenz aller intralogistischen Versorgungsprozesse sowie die dazu notwendige Datenerfassung, -auswertung und Adaption im Mittelpunkt.
Innovation und Kundennutzen
Eine Mercedes-Benz-Eigenentwicklung als Self-Service Plattform ermöglicht ein transparentes Echtzeit- und historisches Monitoring von AGV-Flotten und eine datengestützte Überwachung von AGV-Prozessen. Der Einsatz des Systems erhöht die Effizienz bei der Störbeseitigung und unterstützt dabei die nachhaltige Optimierung der Versorgungsprozesse.
Als digitaler Zwilling bietet das Echtzeit-Monitoring-System die Möglichkeit, den Standort und den Zustand der AGVs jederzeit und sekundengenau zu überwachen. Das System sammelt definierte Daten und stellt diese Informationen grafisch dar: der Shopfloor wird digital und transparent – bei Störungen oder Problemen wird automatisch ein Alarm auf ein definiertes Endgerät der Instandhaltung gesendet.
Die sogenannten IoT-Daten aus dem fahrerlosen Transportsystem werden als Datenprodukte über die MO360 Data Plattform und für domainübergreifenden Datenanalysen bereitgestellt. Sie leisten damit einen SC-Beitrag zur datengetriebenen Company.
Über definierte “Heatmaps” können Problemmuster identifiziert und geeignete Maßnahmen frühzeitig abgeleitet werden – Stichwort: Predictive. Die Effizienz wird gesteigert und die Stabilität und Produktivität des Systems erhöht.
Mit der „Ghost-Track-Funktion“ kommt ein Tool zum Einsatz, das den Blick zurück ermöglicht – ein historisches Abbild des Shopfloors zu jedem Zeitpunkt in der Vergangenheit. Vergangene Daten analysieren, Engpässe und ineffiziente Prozesse identifizieren und verbessern – eine schnelle, systematische und automatisierte Unterstützung bei der Analyse von unzähligen Datenmengen (LOGin-Einträgen) – damit wird die Ursache von Bandstillständen schnell erkenn- und erklärbar.
Das System vereint eine einheitliche Benutzerschnittstelle für Fahrerlose Transportsysteme mit einem Wartungs- und Steuerungssystem. Dadurch war möglich schon während der Hochlaufphase einen kontinuierlichen Optimierungs- und Verbesserungsprozess umzusetzen u.a.
– stabiler und robuster Hochlauf
– Erhöhung der Verfügbarkeit
– Reduzierung von Reaktionszeiten im 1st und 2nd Levelsupport
– Einsparungen von Mittelbedarfen durch reduzierte Flottendimensionierung
Die Software sorgt dafür, dass ab jetzt alle Folgeanläufe sehr viel strukturierter und mit deutlich geringerem Störaufkommen umgesetzt werden.
Bewährte Partner
In diesem komplexen Zusammenspiel von Software und Hardware setzt die Mercedes-Benz AG auf starke Lieferanten. Sowohl bei Subsystemen wie das Kommissionieren von Warenkörben als auch beim Transport an die zu versorgenden Montagebänder kommen Pick-by-light Anlagen und AGVs der Firma Safelog GmbH aus Markt Schwaben zum Einsatz. In enger Zusammenarbeit wurden gemeinsam neue technische Lösungen entwickelt und Standards umgesetzt.
Zur Kommissionierung kommt ein vernetzter Mini-PC mit Linux-Betriebssystem zum Einsatz. Er steuert die Pick by light Anlagen, die den Mitarbeitern in den Pick Zonen signalisiert, welche Teile in welcher Menge in den Warenkorb gehören. Er ermöglicht aber auch eine Kombination der Pick- und AGV-Prozesse. Kostenintensive Implementierungsprozesse gehören der Vergangenheit an. Die Software kann „over the air“ angepasst und eingespielt werden. Alles läuft automatisiert ab und die Prozesse benötigen kein Papier mehr. Das ist natürlich auch gut für die Umwelt.
Für den Transport und die Versorgung ist eine vollvernetzte AGV-Flotte verantwortlich. Über 350 AGVs in verschiedenen Kreisläufen befördern in der Montagehalle die Bauteile und Komponenten „wie von Geisterhand“ an die Fertigungslinien. Weltweit sind über 3.000 dieser standardisierten Roboter im globalen Produktionssystem von Mercedes-Benz im Einsatz, die dabei unterschiedlichste Versorgungsprozesse bedienen.
In der Intralogistik transportieren die AGVs die bestückten Warenkörbe aus dem Kommissionierbereich an die definierten Abschnitte der Montagelinien. Aber auch bereits fertig vormontierte Komponenten wie bspw. Räder und Sitze werden direkt an den Verbauort geliefert.
Damit die mobilen Roboter den Bestimmungsort finden werden diese über ein hybrides Navigationssystem aus Magnetband und virtueller Spurführung geleitet. Um die notwendigen Befehle auf dem Kurs ausführen zu können verfügen die AGVs über den gleichen Mini-PC wie die Pick by light Anlagen.
Die AGVs sind in der Lage eigenständig definierte Entscheidungen zu treffen. An neuralgische Stellen, bspw. Kreuzungen mit anderen Kreisläufen, einer Fördertechnik oder aber vor Einfahrt in eine Mechanisierung regelt die eigenentwickelte, übergeordnete Leitsteuerung den Verkehr.
Fazit
Die Montagehalle 46 am Mercedes-Benz Standort Sindelfingen steht für die konsequente Weiterentwicklung einer digitalen und technischen Transformation in der Automobilindustrie – Komplexität wird beherrschbar. Als Erfolgsfaktoren zu nennen sind die Entwicklung und Betreuung von eigener Software und Leitsteuerung, um unabhängig von Lizenzmodellen zu agieren, um maximal flexibel im Zugriff bei Fehlern, Änderungen und Anpassungen zu sein.